Wenn bekannte Weingurus schnuppern, schlürfen und schmatzen, dann stockt der Weinwelt der Atem. Eine gute Bewertung von einem „Hohepriester des Weinklerus“ und die Konsumenten gehen hin und kaufen diesen Tropfen. Unbesehen und vertrauensvoll – was immer es auch kosten mag. Die Objektivität steht jedoch oft im umgekehrten Verhältnis zur Selbstgefälligkeit der Experten.
Grund genug für mich, selbst in der Gegend herumzugondeln, um die vollmundigsten, spritzigsten, lieblichsten, volumigsten, würzigsten und süffigsten Weine ausfindig zu machen. Dabei bin ich unvoreingenommen, wenig zimperlich, direkt und pragmatisch. Mit meinen Kommentaren zu den Weinen habe ich schon den ein oder anderen Sommelier und Winzer geschockt, aber interessanterweise haben diese mir dann immer beigepflichtet.
Bei mir herrscht Gaumenfreiheit. Ich trinke auch „mollig Süße“ Weine. Das polarisierende Potenzial der restsüßen Weine kümmert mich nicht. Denn ein knackiger Riesling „stöpselt“ – gelinde ausgedrückt – nahrhafte Speisen runter und macht den Weg frei für neue, größere Portionen.
Meine Neugier hat dazu geführt, dass ich mich Schluck für Schluck, Glas für Glas und Flasche für Flasche seit 1994 auf einem Terrain voran gearbeitet habe, das mich rasch faszinierte. „Der Mythos Wein hat Dich gepackt“, nennt Winzerin Kirsten Pfitzer vom Weingut Gebrüder Simon das.
Zwischen den Bomben aus Bordeaux und dem „Der tut nichts“-Wein gibt es halt unendlich viel zu entdecken. Und das tue ich mit großer Leidenschaft! Meine Entdeckungen füllen den Weinkeller bei uns zuhause und den Kühlschrank. Gästen stelle ich gerne meine Lieblingsweine vor und setze mich auch für die Winzer ein, denn dieser Beruf ist unermesslich hart – von früh bis spät im Keller, im Wingert und immer direkt am Kunden. Wenn der Arbeitstag eines Winzers für die Weinbereitung vorbei ist, beginnt der Vertriebsalltag, denn wir Weingenießer stürmen in das Haus. Privatleben ignorieren wir und machen dem Winzer die Nacht zum Tage.
Weintipp
Besonders stolz bin ich auf meine Süßweine. Trockenbeerenauslese, Eiswein und Strohwein vom Riesling, viele Weine aus dem österreichischen Burgenland – sogar echte Kracher befinden sich darunter. Und das ist wörtlich zu nehmen. Ich horte bevorzugt auch die Weine des Winzers Ingo Simon und der kommt gerne mal vorbei und schaut, was seine Weine nach zehn oder mehr Jahren so machen.Der Wein erzähle vom Boden, von Hitze, Kälte, Sturm und Regen, von Landschaft und von den Menschen mit denen er zu tun hatte, sagt er dann. Für die Arbeit der Winzer empfinde ich eine ungebrochene Hochachtung. Die Arbeit im Weinberg ist hart und die Winzer sind kreative Überzeugungstäter. Zudem ist es immer wieder faszinierend, was sie aus dem Naturprodukt alles „herausholen“ können.
Es kommen aber auch Rote ins Glas: z.B. aus dem Rioja, Amarone della Valpolicella oder ein Zweigelt aus dem Burgenland im Barrique. Für mich als „grenzenlos Neugierigen“ gilt es, meinen Genußhorizont auf Basis bekannter Erfahrungen zu erweitern, frei nach dem Motto „Herz und Bauch regieren“. Daher verkoste ich auch Weine aus Georgien, Israel, Moldawien und anderen Ländern. Weine, die sonst wohl unbeachtet bleiben.
Neu entdeckt habe ich seit 2006 die Geschichten rund um den Whisky. Hier habe ich mir auf zahlreichen Veranstaltungen Wissen angeeignet. All die Getränke passen zwar nicht so sehr zum Radsport, doch ganz nehmen lassen will ich mir bei dem ganzen Sport den Genuß nicht.