Ötztaler Radmarathon 2006

Published On 31. August 2006 » 6839 Views» By Olaf » Rennen

Von Sölden über den Brenner und wieder zurück

Das Profil des Ötztaler Radmarathon entspricht unserem optimalen Trainingsprofil für das RAAM, daher wollten wir unbedingt an diesem Rennen teilnehmen. Dies ist uns im zweiten Versuch über die Warteliste geglückt.

Streckenverlauf 
Sölden (1.377 m) – Längenfeld – Umhausen – Oetz (820 m) – Kühtai (2.020 m) –
Kematen (610 m) -Völs – Innsbruck – Sonnenburgerhof – Schönberg –
Matrei am Brenner – Steinach am Brenner – Gries a. Brenner – Brenner (1.374 m) –
Sterzing – Jaufenpaß (2.099 m) – St. Leonhard im Passeier –
Timmelsjoch (2.509 m) – Sölden (1.377 m).

Die Steigungen der vier Pässe (max. in %)
Ötz – Kühtai max. 17,5 %
Innsbruck – Brenner max. 12%
Sterzing – Jaufen max. 12 %
St Leonhard – Timmelsjoch max. 14%

Manuela am Brennerpass

Manuela am Brennerpass

Ergebnis

Manuela war die jüngste weibliche Teilnehmerin im Rennen (von 150 Frauen im Ziel). Sie erreichte Platz 42 bei den Frauen unter 35 mit 13:10 Stunden – aber nur, weil Ihr Vater absolut aus Versehen mit dem Chip bei der Abgabe nach Ihrer Aufgabe bei ca. km 160 durch die Erfassungskontrolle gelaufen ist.

Olaf erreichte Platz 938 seiner Altersklasse. Ohne die beiden Platten und mit dem richtigen Ritzel wäre es sicherlich besser gelaufen, aber es gab sicherlich auch andere Schicksale bei diesem Rennen.

Rennbericht

Das der Ötztaler Radmarathon, der dieses Jahr zum 25. Mal startete, als härtestes Radrennen Europas gilt, konnten wir nun am eigenen Leib feststellen. Es geht über 238 km und vier dicke Berge mit zusammen 5.500 Höhenmetern.

Morgens um 04:30 mussten wir raus aus den Federn, Frühstücken und uns Rennbereit machen. Joerg, unser Teamchef und Trainer, war mit am Start – wenn auch ohne Startnummer – um uns zu begleiten und zu schinden. Um 06:15 rollten wir aus dem Hotel direkt in die Startaufstellung. Über 4.500 Teilnehmer reihten sich wie eine Perlenkette auf der Strasse in Sölden aneinander. Es waren 8 Grad und in der Nacht hatte es geregnet. Als um 06:30 der Startschuss erfolgte rollte eine Lawine von Radfahrern die Strasse hinunter Richtung Oetz. Die Abfahrt war in der Menge nicht ungefährlich, zumal es leicht zu regnen begann.

Manuela nach dem Abbruch

Manuela nach dem Abbruch

Als es dann den ersten Anstieg Richtung Kühtai hinauf ging (ca: 1.150 Höhenmeter über 15 km hinauf auf 2.020 m), war kein durchkommen durch die Massen möglich, so dass wir – wie viele – ihr eigenes Tempo nicht fahren konnten. Es waren in der vorangegangenen Abfahrt so viele schon gesprintet und hatten dann im Berg nicht die Kraft, so dass sie vorne blockierten.

Auf dem ersten Kilometer im ersten Berg hatte Olaf dann hinten einen Platten, der Service wagen half vorbildlich. Dennoch waren fast alle Teilnehmer bereits an ihm vorbei, als er weiterfahren konnte. Allerdings hatte er dann ca. 200 Meter später direkt wieder einen Platten und keinen Schlauchreifen mehr als Ersatz. Also wurde das Hinterrad mit Joerg getauscht, so dass Olaf weiter fahren konnte. Er hatte nun allerdings mit 38/25 eine extrem harte Übersetzung für die anstehenden Berge. Insgesamt hatte er zu diesem Zeitpunkt 15 Minuten gestanden und da er ca. 10 Minuten hinter der Spitze gestartet war, somit schon 25 Minuten verloren. Er war hinter dem „Besenwagen“ und hinter dem letzten Teilnehmer. Joerg blieb zurück und beschaffte sich von einem Servicewagen ein Ersatzhinterrad. Den Service können wir also nur loben, denn nur so war es möglich, dass nicht nur Olaf sondern auch Joerg weiter fahren konnten.

Olaf überholte dann im ersten Anstieg mit einem schnellen Antritt den Berg hinauf zunächst den Besenwagen und dann Schritt für Schritt weitere Teilnehmer. Kurz vor Ende des ersten Bergs in Kühtai überholte er Manuela und hatte somit innerhalb von 15 km den Rückstand vom Reifenwechsel-Stop eingeholt. In Kühtai war immer noch leichter Regen und die Abfahrt Richtung Brenner war bei ca. 10 Grad doch recht kühl.

In der Abfahrt hat Joerg dann wiederum Manuela eingeholt, was zeigt, dass er noch deutlich schneller unterwegs war als Olaf – aber wir wissen ja warum wir Ihn haben.

Links: Olaf am Anfang des Timmelsjochs mit Trainer Jörg Rechts: Olaf im Timmelsjochpass

Links: Olaf am Anfang des Timmelsjochs mit Trainer Jörg
Rechts: Olaf im Timmelsjochpass

Am Brenner hat Olaf es dann richtig brennen lassen. Der Anstieg von Innsbruck aus ist lang, aber nicht zu stark – das sind die Berge für Olaf. Er hatte eine Perlenkette von Fahrern hinter sich und mit jedem überholten waren es dann mehr – am Ende ca. 80 Personen. Immerhin hat auf den ca. 40 km hinauf zum Brenner niemand Olaf überholt. Manuela und Joerg kamen auch voran, aber nicht so schnell – der Berg schlauchte durch seine Länge schon ziemlich.

Die doch relativ kurze Abfahrt vom Brenner hinunter nach Sterzing war glatt, aber der Regen wich dann der Sonne. In Sterzing waren die ersten Fans speziell für unsere Gruppe und hielten neue Flaschen und spezielle Verpflegung bereit. Wir hatten uns aufgrund der grossen Anstrengung in den Bergen entschlossen wenig Riegel, sondern mehr flüssige Kalorien zu konsumieren. In unserem Falle die Drinks von Enervit, Riegel von Enervit und Squeeze sowie Cola.

Den Jaufenpass hinauf (ca. 1.100 Höhenmeter auf 15 km) hatte es Olaf mit der Übersetzung von 38 zu 25 richtig schwer und musste einige Fahrer passieren lassen. Ihn plagten Knieschmerzen vor allem in den steilen Passagen mit bis zu 13%. Irgendwie hat er es nach oben geschafft. Manuela hat im Jaufenpass keine Zeit auf Olaf verloren und hatte an der Spitze weiterhin nur ca. 15 Minuten Rückstand. Olaf hat die Verpflegung am Jaufenpass ausgelassen und ist die lange – teils steile Abfahrt – hinunter. Er hat hier viele Plätze gut gemacht und ist die 27 km bis St. Leonhard unter 25 Minuten gefahren – trotz Serpentinen. Hier wartete dann die zweite private Verpflegungstelle, wo vor dem Timmelsjoch aller Ballast abgeworfen wurde. Manuela kam in St. Leonhard ca. 40 Minuten nach Olaf an und hatte somit in der Abfahrt 25 Minuten verloren. Sie war komplett entkräftet und wurde zur Vorsicht von Joerg aus dem Rennen genommen. Manuela und Joerg fuhren dann ab St. Leonhard mit den beiden PKWs der Familie Schmeller mit und begleiteten Olaf auf dem harten Anstieg zum Timmelsjoch.

Die Aussteiger in St. Leonhard vor dem Timmelsjoch zusammen mit  Betreuer Peter Schmeller

Die Aussteiger in St. Leonhard vor dem Timmelsjoch zusammen mit
Betreuer Peter Schmeller

Das Timmelsjoch – 1775 Höhenmeter auf 28,9 km mit bis zu 14%, aber immer mindestens 6% – ein Knallerberg – der wirklich das Feld komplett trennt. Olaf hatte schon auf den ersten Kilometern den Berg hinauf arge Probleme mit der Übersetzung am Rad. Seitdem er die Knielinge – die er wegen der Kälte anhatte – in St. Leonhard abgelegt hatte – waren zumindest die Knieschmerzen einigermaßen weg. Nach ca. 6 km im Berg, kamen dann auch die Begleitfahrzeuge und hatten dank dem Geistesblitz von Peter Schmeller – DANKE DANKE – auch daran gedacht, dass man das Hinterad von Manuela an Olaf Rad montieren könnte. Fortan stand Olaf die Übersetzung von 38/29 bereit und wirkte wahre Wunder. Er hatte viel Kraft gelassen, aber es ging nun besser. Zumal die Begleiter – Familie Schmeller und Co. – an den Verpflegungsstellen Cola und Mineralwasser organisierten und anfeuerten. Auch die offiziellen Verpflegungsstellen waren top. Es gab eine reichhaltige Getränkeauswahl und allerlei zu Essen.

Olafs Weg hinauf zum Timmelsjoch – auf eine Höhe von 2.509 m – war hart, aber er kam gut hoch. Auch der Regen und die Kälte (5 Grad) am Gipfel und in der folgenden Abfahrt, machten ihm nichts mehr aus. Er wollte nur noch schnell ins Ziel, flog den letzten kleinen Anstieg über 220 Hohenmeter und 3 km Länge im grossen Ritzel hoch, lies nochmals viele Konkurrenten hinter sich und war nach 12:59 Stunden im Ziel – auf Platz 938 seiner Altersklasse. Ohne die beiden Platten und mit dem richtigen Ritzel wäre es sicherlich besser gelaufen, aber es gab sicherlich auch andere Schicksale bei diesem Rennen.

Peter Schmeller vor dem privaten Teamverpflegungsstand mit  Teamschild in St. Leonhard (aufgestanden um 06:00 um die  Fahrer um 15:00 Uhr zu empfangen!!!)

Peter Schmeller vor dem privaten Teamverpflegungsstand mit Teamschild in St. Leonhard (aufgestanden um 06:00 um die Fahrer um 15:00 Uhr zu empfangen!!!)

Die Stimmung bei dem Rennen war top – man wurde überall angefeuert. Die Organisation war vorbildlich – etliche Servicemobile und eine optimale Verpflegung sowie perfekte Strassensperren. Es gab nichts auszusetzen und wir verbuchen unser Ergebnis als Erfolg, wo wir doch bisher auf Berge gar nicht trainiert haben.

Eins haben wir noch: Manuela war die jüngste weibliche Teilnehmerin am Rennen (von 150 Frauen im Ziel). Als ihr Vater am Ende den Chip abgeben wollte, ist er noch über die Zielline gelaufen und somit ist sogar Manuela gewertet, auf Platz 42 bei den Frauen unter 35 mit 13:10 Stunden.

 

Tags

About The Author


... ist zugleich Musikproduzent, Rennradsportler auf langen Distanzen, begeisterter Hobbykoch, Grill-Enthusiast und Familienvater. Er begeistert sich zudem für viele Dinge rund um Musik, Essen, Wein, Holzhaus- und Blockhausbau sowie Online Marketing und eCommerce.

Schreibe einen Kommentar